Bibliothekspolitischer Bundeskongress Impulsrede

Meine Impulsrede auf dem bibliothekspolitischen Bundeskongress

Auszüge aus meiner Rede

Bibliotheken sind innovative, zukunftsweisende Kulturorte

Bibliotheken sind längst keine langweiligen und staubigen Orte mehr. Sie sind Räume, in denen Innovation großgeschrieben wird. In Düsseldorf bieten Bibliotheken für sehschwache und blinde Menschen verschiedene Bücher im Braille-Format an. Die Stadtbibliotheken in Chemnitz und Stuttgart haben einen Maker Space eingerichtet, in dem 3D-Drucker und Laser-Cutter bereitstehen. Die Bibliothek des Deutschen Museums in München setzt künstliche Intelligenz ein, um historische Exponate digital erlebbar zu machen.

Seit dem Jahr 2000 wird ebenjene, innovative und zukunftsweisende Bibliotheksarbeit mit dem nationalen Bibliothekspreis ausgezeichnet. Und es macht mich sehr stolz, dass in diesem Jahr die Städtischen Bibliotheken Dresden mit diesem Preis geehrt werden.

Silent Reading Hours

Vor kurzem habe ich einen Beitrag der Bücherhallen Hamburg gelesen, in dem für Silent Reading Hours geworben wurde. In ruhiger, ungestörter Atmosphäre können Nutzerinnern und Nutzer konzentriert Lesen und Lernen. Das kann nicht nur ein angenehmes Kontrastprogramm für den Alltagslärm sein. Ich sehe darin die Chance für Austausch und Vernetzung von Menschen mit ähnlichen Interessen und Charaktereigenschaften. Diese Innovation ist ebenfalls ein exzellentes Beispiel, dass Bibliotheken eine inklusive Teilhabe an der Gesellschaft ermöglichen.

Sonntagsöffnungszeiten

Bibliotheken müssen sich an den Bedürfnissen einer Gesellschaft orientieren, die flexibler und vielfältiger wird. Öffentliche Bibliotheken sind ohnehin sehr niedrigschwellige Orte. Die Nutzung ist gebührenfrei, Leseausweise sind nur für die Ausleihe notwendig.

Für mich schließt sich damit auch die Forderung nach fließenden Öffnungszeiten an. Bibliotheken sollten nicht nur wochentags bis Samstag, sondern auch Sonntag eine Grundversorgung für Nutzerinnen und Nutzer anbieten können. Im September letzten Jahres, noch in der letzten Legislaturperiode, haben wir als CDU/CSU-Fraktion einen Antrag eingereicht, in dem wir die Möglichkeit einer Einführung von Sonntagsöffnungszeiten in Bibliotheken fordern. Uns geht es nicht um die Abschaffung der Sonntagsruhe. Wir wollen, dass Bibliotheken in dieser Frage mit Museen und Theatern gleichgestellt sind. Bibliotheken sind ebenfalls Einrichtungen mit besonderer kultureller Bedeutung, die einen großen Beitrag zum lebenslangen Lernen leisten.

Viele Menschen sind unter der Woche durch Beruf, Schule oder Studium stark eingespannt. Sonntag ist oft der einzige Tag, an dem sie in Ruhe lesen oder sich fortbilden können. Für mich als Familienvater sind Sonntagsöffnungszeiten auch aus einem anderen Grund ein wichtiges Anliegen: Sonntag ist oft der einzige Tag, an dem die Familie gemeinsam unterwegs ist. Über einen Familienausflug ins Museum oder ins Theater muss an diesem Tag nicht nachgedacht werden. Ein gemeinsamer Bibliotheksbesuch ist derzeit undenkbar. Dabei sind zum Beispiel in Sachsen die Bibliotheken nachweislich die besucherstärksten Kultureinrichtungen. 2024 haben 5,5 Millionen Menschen Bibliotheken aufgesucht. Ich hoffe sehr, dass wir in dieser Legislaturperiode eine entscheidende Verbesserung der Öffnungszeiten für Bibliotheken erreichen können. Dann kann der Familienausflug am Sonntag nicht nur ins Museum oder Theater, sondern auch in die Bibliothek führen.

Bibliotheken sind "Dritte Orte"

Bibliotheken sind in vielen strukturschwachen Regionen sogenannte „Dritte Orte“ – soziale Treffpunkte für Menschen von unterschiedlichem Alter, unterschiedlicher Bildung und Herkunft. Als soziokulturelle Zentren fördern Bibliotheken das Verständnis und die Toleranz zwischen gesellschaftlichen Gruppen. Sie bieten den Einwohnerinnen und Einwohnern die Möglichkeit, sich zu informieren, gegenseitig kennen und respektieren zulernen. Diese Funktion macht unsere Bibliotheken zu wichtigen Akteuren für eine aktive, informierte und pluralistische Gesellschaft – ein Schlüsselfaktor für unsere Demokratie.